Winfried Hermann, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen und Vorsitzender des Verkehrsausschusses des Bundestages, hält einen Weiterbau der B 31 West von Gottenheim nach Breisach für unrealistisch. Dies sagte er am Bahnhof in Wasenweiler.
IHRINGEN-WASENWEILER.
Dorthin war er auf Einladung der beiden Landtagsabgeordneten der Grünen, Bärbl Mielich und Reinhold Pix, gekommen, um sich über die Planungen zur B 31 West und mögliche Alternativen zu informieren. Hermann kritisierte, dass sich der Bundesverkehrswegeplan ausschließlich auf Straßenbauprojekte konzentriert und die Wechselwirkung mit der Schiene nicht berücksichtigt.
Ekkehard Köllner, aus Freiburg angereister Sprecher des Landesnaturschutzverbandes, hatte eingangs des Informationsaustauschs mit dem grünen Bundes- und den beiden Landespolitikern darauf hingewiesen, dass die B 31 West keine Relevanz für den Fernverkehr habe, da es keine Anbindung und Weiterführung der Trasse auf der französischen Seite geben werde. Deshalb sei auch für diese Bundesstraße eine Abstufung denkbar, mit der zusätzliche Parallelverkehre zu den Autobahnen beiderseits des Rheins verhindert werden könnten.
„Das Verkehrsaufkommen in der Ortsdurchfahrt Wasenweiler beträgt derzeit 6000 Fahrzeuge täglich, Prognosen gehen davon aus, dass es bis 2025 um 50 Prozent zunehmen wird“, informierte Wasenweilers Ortsvorsteher Alois Lai den Gast aus Berlin.
Winfried Hermann dämpfte die Erwartungen für einen zügigen Weiterbau der B 31 westlich von Gottenheim: Ortsdurchfahrten mit einem Verkehrsaufkommen, das unter 10 000 Fahrzeugen täglich liege, hätten in dem 2015 auslaufenden Bundesverkehrswegeplan keine Chance auf Realisierung. Für die Folgekonzeption des auf 15 Jahre ausgelegten Verkehrswegeplans des Bundes wagte Hermann keine Prognose.
Er stellte aber klar, dass Bündnis 90/Die Grünen ihn lieber durch einen Mobilitätsplan ablösen würden, der neben dem Straßenverkehr zum Beispiel auch die Bahn planerisch mit einbezieht. Hermann kritisierte, die Straßenverkehrsplanung von Bund und Ländern gehe von unrealistischen, weil zu geringen Kraftstoffpreisen aus. Auch die bereits eingetretene Stagnation des Individualverkehrs sowie die demografische Entwicklung würden nicht berücksichtigt. Beide ließen für die Zukunft insgesamt einen Rückgang des Kfz-Verkehrs erwarten.
Wie sieht die Straßenplanung in 30 oder 40 Jahren aus?
Verkehrsplanung müsse heute begründen, welche Straßenbauprojekte in 30 oder 40 Jahren notwendig seien, argumentierte der grüne Verkehrspolitiker. Er bemängelte, dass der Bundesverkehrsplan bis heute davon ausgehe, das Fernstraßennetz immer dichter knüpfen zu müssen, obwohl Deutschland längst zu den verkehrsmäßig am besten erschlossenen Staaten der Welt zähle. Der Autoverkehr im Jahr 2050 werde anders aussehen als heute, so Hermann.
Seine Parteifreundin, die Landtagsabgeordnete Bärbl Mielich, warb für ein Verkehrslenkungskonzept in der Region, das Zukunftsentwicklungen wie Bevölkerungsrückgang, Klimawandel, Rohstoffverknappung und überschuldete öffentliche Haushalte in die Straßenbauplanungen mit einbeziehe und neue Rahmenbedingungen für sie formuliere.
Ihr aus Ihringen stammender Landtagskollege Reinhold Pix verwies auf den geplanten Ausbau der Breisgau-S-Bahn. Das rasant angestiegene Verkehrsaufkommen auf der Schienenverbindung zwischen Freiburg und Breisach hätte bereits eine Entlastung des Straßenverkehrs zur Folge gehabt. Die für 2018 geplante Einführung eines 15-Minuten-Takts auf dieser Strecke werde einen weiteren Rückgang des Individualverkehrs bringen, so Pix.
Wasenweilers Ortsvorsteher Alois Lai unterstrich die Bedeutung kurzfristiger Verkehrsverbesserungen für Wasenweiler. Er sieht für die Bürgerinitiative „B 31 West – Es geht auch anders“ die Aufgabe, verstärkt auch Verkehrslenkungsmaßnahmen in ihren Forderungskatalog aufzunehmen. Hermann forderte die beiden Landtagsabgeordneten und die anwesenden Ihringer Kommunalpolitiker auf, im politischen Raum und bei den zuständigen Behördenvertretern intensiv für Alternativen zum aus seiner Sicht überflüssigen Weiterbau der B 31 West zu werben.
Autor: Kai Kricheldorff
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