Engagiert im Weingut und im Landtag

Suedkurier vom 26.2.11

Hochschwarzwald – Der Landtagsabgeordnete Reinhold Pix ist ein Vollblutpolitiker, dem die politische Farbe „Grün“ ganz gut steht. Das ist aber längst noch nicht alles.
Engagiert im Weingut und im Landtag

Der 56-Jährige ist zudem ein geborener Schwabe, der in Baden mit seinen Weinen auf der anspruchsvollen Hitliste der „Bio Weine“ ganz oben zu finden ist. „Und darauf bin ich sehr stolz“, betont der studierte Forstwissenschaftler. Zudem ist er seit zehn Jahren Kommunal- und Regionalpolitiker. 2006 wurde er in den Landtag gewählt und pendelt ständig zwischen seinen Arbeitsplätzen „Stuttgarter Landtag“ und „Winzerkeller“ hin und her. Pix ist längst heimisch geworden am Kaiserstuhl, wo er zusammen mit seiner Ehefrau Helga ein Ökoweingut in Ihringen bewirtschaftet.

„Wein zu machen ist viel Arbeit, aber es ist wunderbar zu sehen, wie sich ein guter Wein entwickelt“, versichert der leidenschaftliche Winzer am langen Holztisch auf einer Bank in der großen Wohnküche sitzend. Es ist gemütlich im denkmalgeschützten Haus der Pixens. Ehefrau Helga bereitet das Mittagessen und es duftet richtig gut. Schließlich kommen die drei noch daheim lebenden Kinder bald hungrig aus der Schule. Und die Helfer, die im Weinberg momentan die Reben auf die kommende Saison vorbereiten, bringen auch großen Appetit mit. Das Telefon klingelt und Pix geht kurz aus dem Raum. „Ja, wir haben uns in der Branche einen sehr guten Namen gemacht“, nimmt er das Gespräch wieder auf. Sogar in der Bundeshauptstadt wird der Öko-Wein vom Pix’schen Weingut bei besonderen Anlässen verkostet. Dass er einmal Weinbauer werden würde, das hat der Forstwissenschaftler nicht gedacht. In seiner schwäbischen Heimat kam er wenig mit Wein in Kontakt. „Mein Vater war Straßenbahnfahrer und hätte es am liebsten gesehen, wenn ich Theologie studiert hätte“, verrät er. „Ich brachte es zu seinem Leidwesen lediglich zum Ministranten und mit der Theologie hatte ich damals nicht so sehr viel am Hut“, sagt er etwas verschmitzt. Eher mit der Natur. Die hat ihn schon immer interessiert.

An den Kaiserstuhl führte es ihn als Student. „Auf dem Land war die Miete günstiger als in Freiburg und so bin ich bei einer der ersten Wohngemeinschaften am Kaiserstuhl gelandet“, verrät er. Und weil alle im Ort Reben hatten, da wollten er und seine Mitkommilitonen auch einen eigenen Wein haben. Für die ersten Weinversuche musste ein Grundstück an einer Kleinstterrasse in Richtung Wasenweiler herhalten. „Wir bauten für die WG-Bewohner Sylvaner und Spätburgunder an, einen Wein, den ich heute nicht mehr trinken würde“, erinnert sich der Ökowinzer an die damalige Zeit. Ehefrau Helga, die sich als junges Mädchen ein wenig in der Welt umsah und in Neuseeland weilte, hat schnell gemerkt, dass es am Kaiserstuhl doch am schönsten ist. Als sie wieder in ihre Heimat zurückkam, wurde sie auf die weinanbauende Wohngemeinschaft aufmerksam gemacht. „Ich war ziemlich neugierig, was das für Leute waren, die hier Wein anbauen und so habe ich meinen Mann kennengelernt“, erzählt die Ihringer Winzertochter.

Als die Wohngemeinschaft auseinanderbrach wandte sich der Weinmacher, der auch an der Uni als Assistent arbeitete, erst einmal dem Käse zu. „Käse und Wein“, eine gute Kombination. „Ich musste als Student mein Studium teilweise selbst finanzieren – Fließbandarbeit kam nicht in Frage, aber die Arbeit als Käser auf der Schweizer Alm war etwas für mich“, verdeutlicht er seine Liebe zur Natur. Das Leben in der Natur heißt aber auch harte Arbeit und 15 Kühe von Hand zu melken sind beileibe kein Pappenstil. Wie viele Tonnen Käse er auf der Schweizer Alm hergestellt hat, weiß er nicht mehr genau. Aber er weiß genau, wie man Käse macht. Viermal war er zusammen mit Helga dort oben und irgendwann war den beiden klar, dass sie zusammen Wein anbauen wollen und zwar Öko-Wein. Bald war das hierfür geeignete Anwesen gefunden und sie gründeten in Helgas Heimatdorf Ihringen ihr eigenes Weingut. Das war vor 26 Jahren. Heute bewirtschaften sie mit ihren Helfern sechs Hektar Reben. Damals etwas „Richtungweisendes“.

Pix baute die Bürgerinitiative gegen die heute immer noch heiß diskutierte B 31 West mit auf. Sein politisches Engagement wurde von den Ihringern belohnt und er wurde als erster „Grüner“ in den örtlichen Gemeinderat gewählt. Der Grüne aus dem Schwabenland konnte sich super mit den anderen Fraktionen streiten. Auch wenn er als Querdenker galt, schmälerte das nicht seine Beliebtheit im örtlichen Gremium. Bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2006 war der streitbare Politiker auch ein Impulsgeber für viele Dinge. Schließlich konnte er sein Wissen im Regionalverband Südlicher Oberrhein einbringen und 1986 gelang ihm der Sprung in den Landtag von Baden-Württemberg. „Ich hatte ein Superergebnis“, freut er sich noch heute darüber und ist sich ziemlich sicher, dass es bei den nächsten Wahlen noch besser wird.

Die Zeit des Wahlkampfs im Wahlkreis 46 Freiburg Ost-Hochschwarzwald ist anstrengend. Das Telefon klingelt schon wieder und er wird daran erinnert, dass nachher im Rheintal noch ein Termin mit Ministerpräsident Mappus ansteht. Dabei zeigt sich deutlich, dass das „Politik und Weinmachen“ gar nicht so einfach unter einen Hut zu bringen sind. Hierzu bedarf es schon eines guten Organisationstalents. Dennoch für den in Ihringen heimisch gewordenen Landtagspolitiker gibt es nichts Schöneres. „Es ergänzt sich doch wunderbar“, unterstreicht der Politiker-Winzer, der von Anfang an für Verbraucher- und Tourismuspolitik zuständig war. Das ist bis heute so geblieben. Er engagiert sich sehr für den Tourismus, der für ihn unmittelbar mit der Erhaltung der Natur und der Erschaffung von Arbeitsplätzen zusammenhängt.

„Der Tourismus ist eine wichtige Branche und vor allem wirtschaftspolitisch zu sehen“, sagt er mit Hinweis auf die durch den Tourismus resultierenden 280 000 Arbeitsplätze im Hochschwarzwald. Sie sorgen, dass der Tourismus der Wirtschaftsfaktor Nr. 1 ist. Der Tourismus sollte nachhaltig sein, meint Pix. Und hierzu braucht es sowohl Gastronomiebetriebe, Hotellerie, Dorfgaststätten als auch die Landwirtschaft. Die Landwirte pflegen die Natur, den Wald oder sorgen für den Urlaub auf dem Bauernhof. Hierzu gehören auch die landwirtschaftlichen Erzeugnisse und die Höhenlandwirtschaft mit ihren Milchkühen, erklärt der grüne Politiker die Zusammenhänge und verweist auf die Wichtigkeit dieser Bündelung. „Die Landwirtschaftsbetriebe müssen auf jeden Fall erhalten werden, sonst ist die letzte Kuh weg und die Stalltüren gehen nicht mehr auf“, befürchtet er. Außerdem appelliert er, dass das Gleichgewicht von Stadt und Land erhalten bleiben müsse. Als Beispiel nannte er die Stadt Freiburg, die vom Hochschwarzwald genauso profitiere, wie umgekehrt. Für ihn als grüner Politiker sei eine zukunftsfähige Tourismuspolitik, die sich an die Prinzipien der Nachhaltigkeit und der ethischen Verantwortung orientiert, ein wichtiger Fakt. Dazu zählen eine intakte Natur und eine intakte Umwelt. Um dieses Ziel zu erreichen, „ist aber sowohl ein Umdenken der Tourismusverantwortlichen, der Gäste und vor allem der Politiker erforderlich“. Ein Pix wichtiges Anliegen ist die Einrichtung eines Nationalparks und eines Biosphärengebietes, wie das bereits auf dem früheren Truppenübungsplatz in Münsingen existierende Landschaftsschutzgebiet. „Doch leider gibt es im Hochschwarzwald, wo im Winter das Geschäft mit den Skifahrern abgeht, nur wenig Befürworter. Außerdem fordert der Diplom-Forstwirt eine konsequente Umorientierung der Agrarförderung auf Maßnahmen, die sowohl der Produktion gesunder Lebensmittel als auch dem Erhalt attraktiver Landschaften dienen. „Wir gehen doch auch ins Ausland und schätzen die Dinge die uns dort geboten werden, wie das Essen, den Wein und die Natur“, untermauerte er. „Und davon haben wir doch genug, sowohl im Hochschwarzwald als auch hier unten am Kaiserstuhl.“

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