„Ein Bauer, der sät, will auch ernten“

Jubelstimmung bei der Wahlparty der Grünen, Enttäuschung dagegen bei der CDU.

Sekt bei den Grünen, Selters bei CDU und FPD und von beidem etwas bei der SPD: Auf den Wahlpartys und bei den Kandidaten der Parteien herrschten ganz unterschiedliche Stimmungen.

Groß war der Jubel natürlich bei den Grünen im Freiburger Waldsee. Dicht gedrängt standen dort die Wahlkämpfer und feierten den Sieg ihrer Partei und das grandiose Ergebnis ihres Kandidaten Reinhold Pix, der im Wahlkreis 46/Freiburg-Ost das Direktmandat holte. Er selbst nannte das ein „historisch einmaliges Ergebnis – wenn ein Bauer sät, will er auch ernten. Ich habe dafür hart gearbeitet.“ Den Wahlsieg mache nicht nur das hervorragende Abschneiden in Freiburg, sondern auch auf dem Land aus: „Ich habe immer gesagt: Wenn die Grünen was werden wollen, geht das nicht ohne den ländlichen Raum.“ Er wisse um die Probleme, die es beispielsweise in Tourismus und Höhenlandwirtschaft gebe – „und ich habe dafür neue Konzept vorgelegt.“ Sein Konkurrent Klaus Schüle dagegen sei mit alten Strategien angetreten, was ihn das Direktmandat gekostet habe. Angesprochen auf seinen Wahlkampf in Städten wie Bonndorf oder St. Blasien sagte er: „Ich musste dort aufgrund einer Sondersitzung Termine absagen. Aber ich war mit Ständen vertreten, habe zahlreiche Gespräche mit Bürgern und Bürgermeistern geführt.“ Er werde auch weiterhin die Sorgen und Wünsche aller in den Landtag tragen – „die Bürger haben einen grünen Draht nach Stuttgart.“

Große Enttäuschung dagegen bei Klaus Schüle von der CDU, der das Direktmandat verloren hat: „Ich akzeptiere selbstverständlich das Ergebnis – das ist Demokratie.“ Sehr gerne habe er für die Region und ihre Menschen gearbeitet. Seiner Auffassung nach habe die Zeit seit der Katastrophe in Japan nicht gereicht, um auf die landespolitischen Erfolge der Union aufmerksam zu machen. Auch habe man den Wähler nicht davon überzeugen können, dass das Umdenken der CDU in Sachen Atompolitik „ehrlich gemeint war.“

Als kurz nach Schließung der Wahllokale die Prognose für die Grünen über 24 Prozent anzeigte, klatschte und johlte der SPD-Anhang, der sich im Freiburger Café Velo zur gemeinsamen Wahlparty der beiden Freiburger Wahlkreise getroffen hatte. Denn nun war greifbar, dass es für eine gemeinsame Mehrheit reichen würde. Das man nur zweiter Sieger werden würde, hatte man ganz offenbar fast schon erwartet. „Im Stadtbereich führen die Grünen granatenmäßig“, schloss Walter Krögner schon aus ersten Ergebnissen, die er im Freiburger Rathaus miterlebte. Im Café Velo eingetroffen griff er dann just in dem Moment zum Mikrofon, als das vorläufige Ergebnis seines Wahlkreises Freiburg-Ost eingespielt wurde: „Es ist eine Sensation eingetreten, Pix hat das Direktmandat.“ Dass es für ihn nicht reichen würde, nahm er gelassen: „Ich sehe das Ergebnis mit einem lachenden Auge: Nun kann der schwarze Staub aus den Ecken in Stuttgart rausgefegt werden.“

FDP-Kandidat Nikolaus von Gayling lächelte enttäuscht: „Unser Wahlziel haben wir nicht erreicht – mit der CDU an der Regierung zu bleiben.“ Von Gayling selbst liegt bei 4,9 Prozent, er rechnete nicht damit, in den Landtag zu kommen. Dabei wäre er gerne nach Stuttgart gegangen. „Weiter so wäre nicht meine Politik gewesen“, sagte er am Rande der Wahlparty im Freiburger Schützen, wo rund 50 Unterstützer besorgt die Hochrechnungen verfolgen. Den Atomausstieg habe er befürwortet: „Aber das ist mir nicht abgenommen worden.“ Es sei kein argumentativer Wahlkampf gewesen, er wurde von der Atomdebatte bestimmt. Dann verabschiedet sich Von Gayling: Er hatte versprochen nach Ebnet zur Aufführung eines Theaterstücks zu kommen – der Titel: „Emilie und die Formel des Glücks“.

„Es war ein sehr schöner, engagierter Wahlkampf, aber am Ende war es ein Heimspiel für die Grünen – und wir haben bei weitem nicht das Ergebnis, das wir erhofft hatten“, sagt Armin Wolff von den Linken. Die „Nachlese“ zur Wahl komme erst noch, aber Wolff vermutet, dass seiner Partei vor allem eines das Leben schwer gemacht habe: „Nämlich, dass wir keine Baden-Württemberg-Themen hatten, die nicht schon von den Grünen besetzt waren – Stuttgart 21 und Anti-Atomkraft, das sind ja auch ganz zentrale Themen für uns.“

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