Wolf

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Wolf: Statement zu Fragen der BZ

-Wie bewerten Sie die Tatsache, dass in ihrem Landkreis das erste Wolfsrudel im Land entstehen könnte?

In erster Linie sehe ich derzeit mit großer Sorge die zusätzlichen Herausforderungen, mit denen unsere Weidetierhalter bei einer Rudelbildung und damit mehr Wölfen in Baden-Württemberg konfrontiert werden könnten. Auf der anderen Seite ist die Rückkehr des Wolfes trotz aller Konflikte selbstverständlich aber auch ein Erfolg für den Artenschutz.

-Muss die Wolfspopulation künftig stärker eingedämmt werden, wie könnte das aus Ihrer Sicht geschehen?

Der Wolf sollte in Baden-Württemberg mit einer ganzjährigen Schonzeit in die sog. „Schutzschale“ des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes aufgenommen werden, genau wie es z.B. beim Luchs und beim Auerhuhn bereits der Fall ist. Das würde bedeuten, dass Wölfe weiterhin nicht bejagt werden dürfen und immer noch streng geschützt sind, ebenso aber auch, dass die Jägerschaft noch aktiver in das Wolfsmanagement eingebunden wird – bspw. über ein aktives Monitoring. Von einer Eindämmung der Wolfspopulation zu sprechen halte ich bei aktuell drei residenten Einzelwölfen für falsch – sollte sich allerdings die Population so entwickeln wie etwa in Brandenburg, wo ich mich kürzlich aus erster Hand bei Weidetierhaltern zum Wolf informiert habe und wo inzwischen mit 49 Rudeln die weltweit höchste Wolfsdichte herrscht, dann muss etwas zur Bestandsregulierung getan werden. Von diesem Schritt sind wir in Baden-Württemberg allerdings zum Glück noch weit entfernt.

-Werden die Nutztierhalter aus Ihrer Sicht ausreichend vom Land unterstützt oder müsste das Land sich intensiver engagieren?

Im Schwarzwald und im Odenwald, also in den Gebieten, in denen bisher residente Einzelwölfe nachgewiesen wurden, werden Herdenschutzmaßnahmen bis zu 100% vom Land gefördert. Das ist in meinen Augen Grundvoraussetzung – hier muss das Land für die Weidetierhalter einstehen. Ebenso müssen wir konsequent beim Thema Problemwolf-Entnahme vorgehen – wenn ein Wolf mehrfach ausreichend gesicherte Weidetiere reißt, muss dieser umgehend entnommen werden. Insbesondere bei Wolfsübergriffen auf Rinder müssen wir in Zukunft noch stringenter durchgreifen, da Rinder sich in den weitläufigen Weidegebieten, wie z.B. im Südschwarzwald, unmöglich wolfssicher einzäunen lassen und auch die Wolfsabwehr mit Herdenschutzhunden hier nicht funktioniert. Sollten auch nur erste Anzeichen bestehen, dass ein einzelner Wolf oder auch ein Rudel sich auf das Reißen von Rindern spezialisiert, müssen diese Tiere sofort entnommen werden.

-Wie ist die Rückkehr des Wolfes aus touristischer Sicht zu bewerten?

Aus touristischer Sicht sehe ich vor allem dann ein Problem, wenn die Beweidung der landschaftsprägenden Wiesen im Südschwarzwald aufgrund der Anwesenheit des Wolfes aufgegeben wird und somit die Region einen Teil ihres Charakters verliert. Das ist nicht zuletzt aus touristischer Sicht hochproblematisch, sondern auch aus naturschutzfachlicher Sicht, da extensive Weidetierhaltung die Artenvielfalt im Offenland bekanntermaßen massiv erhöht. Gleichzeitig wird der Schwarzwald durch den Wolf eine Spur wilder, was ihn touristisch auch attraktiver machen kann.

-Wie emotional nehmen Sie die Diskussion über den Wolf derzeit wahr?

Die Diskussion um den Wolf ist ein hochemotionales Thema, das erlebe ich immer wieder und spüre das auch bei mir selbst, wenn ich mit Betroffenen darüber spreche, wie zuletzt bei meinem Besuch in Brandenburg. Trotzdem sollten wir unbedingt sachlich bleiben und deshalb plädiere ich dafür, den Wolf weder als Bestie im Blutrausch, noch als graues Kuscheltier zu verklären. Wir werden mit dem Wolf in Zukunft leben müssen – und das ist in unserer Kulturlandschaft nur mit kontrolliertem Management der Wolfspopulation möglich.

Reinhold Pix ist in seiner Grünen Landtagsfraktion Vorsitzender des Arbeitskreises „Ländlicher Raum“ und ist als studierter Forstwissenschaftler u.a. Sprecher für Wald und Wild. Er war maßgeblich an dem unter Grüner Führung entwickelten Jagd- und Wildtiermanagementgesetz Baden-Württemberg beteiligt.

Badische Zeitung vom 08.02.2023

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