BZ vom 29.3.11
Landtagswahl: Grüne jubeln über ihr bislang bestes Ergebnis, CDU und FDP müssen Federn lassen / Einzelne Ortsteile gegen den Trend.
BONNDORF. Es war eine denkwürdige Wahl – die Landtagswahl am Sonntag: Grün-Rot erreichte die historische Wende in Baden-Württemberg, die CDU muss ihr schlechtestes Ergebnis seit mehr als 50 Jahren verkraften. Dem landesweiten Trend folgten auch die Wählerinnen und Wähler aus Bonndorf: CDU und FDP sackten in der Wählergunst nach unten, die Grünen konnten über ihr bislang bestes Ergebnis jubeln und auch die SPD konnte sich in Bonndorf über Stimmenzuwächse freuen. Linke und sonstige Parteien spielen in der Löwenstadt und ihren Ortsteilen kaum eine Rolle.
Das Ergebnis für die Gesamtstadt: CDU (Kandidat Klaus Schüle) 42,2 Prozent (Minus 6,37 Prozent), SPD (Kandidat Walter Krögner) 24,1 Prozent (Plus 3,82 Prozent), Grüne (Kandidat Reinhold Pix) 21 Prozent (Plus 12,32 Prozent), FDP (Kandidat Nikolaus von Gayling-Westphal) 5,65 Prozent (Minus 9,7 Prozent), Linke (Kandidat Armin Wolff) 2,16 Prozent (gleiches Ergebnis wie vor fünf Jahren). Zwar hätte Schwarz-Gelb in Bonndorf noch die Nase vorn, zur absoluten Mehrheit hätte es aber auch hier nicht gereicht. Interessant ist immer ein Blick auf das Wahlverhalten in den einzelnen Ortsteilen, das sich oftmals stark von der Stimmenverteilung in der Gesamtstadt abhebt. So konnte die CDU in Boll, in Brunnadern, in Dillendorf und in Wellendingen zulegen. In Wellendingen fuhren die Christdemokraten mit 56,5 Prozent ihr bestes Ergebnis ein. Und trotz der Zuwächse in Brunnadern, liegt die CDU dort mit 25 Prozent abgeschlagen hinter der SPD, die ihr Ergebnis nochmals von 30,8 auf 38,9 Prozent steigern konnte. In keinem anderen Ortsteil haben die Roten die Schwarzen überholt. Insgesamt kann die SPD aber mit ihrem Ergebnis in Bonndorf zufrieden sein. Zuwächse gab’s in fast allen Teilorten, in Boll rauschten die Genossen aber nach unten, in Wittlekofen und in Holzschlag bewegten sich die Stimmenverluste im ganz minimalen Bereich. Ob die Gewinne für die SPD mit dem Landtagskandidaten Walter Krögner in Zusammenhang zu bringen sind, darüber kann spekuliert werden. Tatsache ist jedoch, dass Krögner – der den Sprung ins Landesparlament nicht mehr geschafft hat – sich in Bonndorf recht aktiv gezeigt hat. Nicht nur bei Wahlkampfveranstaltungen, sondern auch mehr oder weniger aus Privatinteresse hatte der Sozialdemokrat der Löwenstadt des Öfteren einen Besuch abgestattet. Ganz im Gegensatz zum Kandidaten der FDP, Nikolaus von Gayling-Westphal. Der Liberale blieb in Bonndorf gänzlich unbekannt, die Quittung dafür erhielt die Partei mit durchweg dramatischen Stimmenverlusten. Lediglich in Bonndorf Stadt (6 Prozent), in Brunnadern (8,3 Prozent) und in Gündelwangen (6 Prozent) hatte die FDP die Fünf-Prozent-Hürde noch gemeistert. Komplett abgeschlagen sind die Liberalen in Boll mit nur noch 1,9 Prozent, dort wurden sie sogar rasant von den Linken überholt, die in Boll mit 11,5 Prozent ihr bestes Ergebnis verzeichnen konnten. Der Stimmenvergleich für die FDP von 2006 zu 2011 muss aber auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass die Freien Demokraten vor fünf Jahren mit ihrem Kandidaten Erhard Graunke ein Traumergebnis in der Region eingefahren hatten. Nun zu den eigentlichen Gewinnern der Wahl – den Grünen. Sie konnten ihr Ergebnis nahezu verdreifachen und liegen nun in allen Ortsteilen im zweistelligen Prozentbereich, dies war ihnen vor fünf Jahren lediglich in Boll gelungen. Und genau Boll ist nun der einzige Bonndorfer Ortsteil, wo’s für die Grünen leicht bergab ging, allerdings von hohem Niveau aus. Von 31,7 Prozent (2006) rutschten sie auf 30,8 Prozent der Stimmen ab. Die Linken spielten bei der Landtagswahl am Sonntag in Bonndorf kaum eine Rolle. Wie bereits erwähnt gab’s in Boll die meisten tiefroten Wähler, über der fünf Prozent-Marke war die Linke auch in Brunnadern (8,3 Prozent) gelandet.
Und auch die sonstigen Parteien rangierten unter ferner liefen, zur Wahl hatten sich noch die Republikaner, die NPD, ödp, die Bibeltreuen Christen und die Piratenpartei gestellt. Hier ist vielleicht noch ein Ortsteilergebnis interessant: In Holzschlag erreichte die Piratenpartei stolze 8,33 Prozent.
Am vergangenen Sonntag gingen zwar mehr Wählerinnen und Wähler zur Urne als bei der Landtagswahl vor fünf Jahren. Dennoch ist die Wahlbeteiligung in Bonndorf mit 58,5 Prozent enttäuschend. Ganz übel sah es im Wahlbezirk Grundschule I aus, wo nur 38,99 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben hatten. Die fleißigsten Wähler wohnen in Ebnet. Mit einer Wahlbeteiligung von 75 Prozent sind die Ebneter hier führend, gefolgt von Brunnadern mit 72,5 Prozent.
Dass der Wahlkreis 46 künftig nur noch durch einen Abgeordneten – nämlich Reinhold Pix (Grüne), der das Direktmandat holte – im Landesparlament vertreten ist, wurde am Sonntagabend nicht nur von den Verlierern der Wahl bedauert. Den erneuten Einzug in den Landtag haben Klaus Schüle (CDU) und Walter Krögner (SPD) nicht mehr geschafft.
Autor: Juliane Kühnemund
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