Steuersenkung macht sich bezahlt

BZ vom 16.10.2010
Steuersenkung macht sich bezahlt

Die Gastronomie im Hochschwarzwald singt ein Loblied auf ermäßigte Mehrwertsteuer / 67 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen.

LENZKIRCH-SAIG. Welche enorme Bedeutung die im Januar eingeführte Reduzierung der Mehrwertsteuer für Beherbergungsbetriebe auch für die Gastronomie im Hochschwarzwald hat, wurde auf einem Informationsaustausch zwischen Vertretern von Gastgewerbe, Banken und Politik deutlich. Dazu hatte der Dehoga-Kreisverband nach Saig eingeladen, wo stellvertretend für die Branche vier Gastronomen ihre durch die Steuerreduzierung ermöglichten Investitionen und die schwierige Wettbewerbslage erläuterten.
Michael Erfurth, Vorsitzender des Dehoga-Kreisverbands Hochschwarzwald und Inhaber des Hotels Bergfried in Hinterzarten, erläuterte, dass „die Mehrwertsteuerharmonisierung eine massive Wettbewerbsbenachteiligung in Europa beseitigt hat“. Noch immer seien aber Mitbewerber der Nachbarländer im Vorteil, wie Erfurth an Hand von Zahlen verdeutlichte. So betrage die Mehrwertsteuer für Hotels in der Schweiz 3,6 und für Restaurants 7,6 Prozent. Ein Kollege in Südtirol habe bei zwei Millionen Euro Umsatz jährlich in den vergangenen zehn Jahren 1,4 Millionen Euro mehr für Investitionen zur Verfügung als sein deutscher Konkurrent.

Im Hochschwarzwald wurden laut Dehoga im Jahr 2010 bereits 35,5 Millionen Euro investiert, was überwiegend dem heimischen Handwerk zugute komme. Wäre die Branche nicht durch die anhaltende Diskussion über eine mögliche Rücknahme der Steuersenkung verunsichert, läge die Investitionssumme noch höher, meinte Erfurth. Er wies auch auf die Schaffung 67 zusätzlicher Arbeitsplätze im Hochschwarzwald hin.

Jochen Stehle führte aus, dass er mit seiner Familie seit 40 Jahren im Hotel Ochsen in Saig tätig sei. Die Steuersenkung habe ihn ermuntert, weiter zu machen, obwohl er andere Pläne gehegt habe. In Zusammenarbeit mit seiner Bank habe er das Resultat aus der Reduzierung in einem Betrag investieren können, was zusätzliche 120 000 Euro bedeutet habe. So wurde die Front des Hauses gestrichen, im November werde das Hallenbad renoviert, die Aufträge gingen an Handwerker aus der Region, so Stehle.

Bernd Meisinger vom Hotel Kesslermühle in Hinterzarten erklärte, die Reduzierung verschaffe ihm „Luft“ für Maßnahmen, mit denen er konkurrenzfähig bleibe, etwa einen größeren Wellnessbereich. Auch habe er drei zusätzliche Vollzeitkräfte eingestellt und biete eine weitere Halbtagsstelle an. Man sei jetzt dabei, den Wettbewerbsvorteil ausländischer Mitbewerber aufzuholen, so Meisinger.
„Dadurch wurde ein massiver Wettbewerbsnachteil für uns beseitigt.“
Michael Erfurth, Dehoga-Kreischef

Ariane Dautz, Chefin im Hotel Faller in Breitnau, konnte dank der Einsparung ihr Personal aufstocken, Fenster erneuern und eine neue Heizung einbauen. Auch Michael Erfurth bestätigte: „Investitionen, die in den nächsten sechs bis acht Jahren geplant waren, können wir jetzt vorziehen.“ So trete man besser in Konkurrenz mit den Nachbarländern, allen voran Südtirol. Die Vertreter von Volksbank und Sparkasse waren sich einig in ihrer Einschätzung, dass vor allem die Verlässlichkeit der Maßnahme wichtig sei. Nur sie schaffe Planungssicherheit. Bei einer Rücknahme der Mehrwertsteuerregelung würden Berechnungen nicht mehr stimmen und Kapitaldienste nicht mehr bedient. Jochen Brachs (Sparkasse) wies auf die vielen Familienbetriebe im Hochschwarzwald hin, die Investitionen auf acht bis zehn Jahre ausrichten müssten und daher Verlässlichkeit bräuchten. Sowohl Thomas Dörflinger (CDU) als auch Reinhold Pix von den Bündnis-Grünen sicherten ihre Unterstützung zu.
Autor: Liane Schilling

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