Schwere Schlappe für CDU und FDP

BZ vom 29.3.11

Rot und Grün in Grafenhausen siegreich / Hohe Wahlbeteiligung.

GRAFENHAUSEN. Mit der Zeitumstellung haben die Wähler in Grafenhausen bei den Landtagswahlen am Sonntag auch eine politische Umstellung eingeläutet: Gemäß dem Ergebnis gab es schwere Verluste für Schwarz-Gelb und satte Gewinne für Grün-Rot. Die Grünen konnten ihr Ergebnis von 2006 verdreifachen und erreichten 18 Prozent. Erfolgreich auch die SPD, die sich von 15,6 auf 22 Prozent steigerte. Die CDU verlor 7,7 Prozentpunkte und rutschte auf 49,3 Prozent, die FDP sank in der Wählergunst von 13,5 auf nur noch 5,4 Prozent.
Trotz schwerer Verluste bleibt die CDU in Grafenhausen mit knapp 50 Prozent die stärkste politische Kraft. Dennoch wird dieses Ergebnis als schwarzer Wahlsonntag in die Geschichtsbücher der Christdemokraten eingehen. Lag die von den Wählern verwöhnte CDU selbst bei der letzten Landtagswahl noch nahe der 60-Prozent-Marke, so ging es am letzten Sonntag mit einem gewaltigen Verlust von 7,7 Prozent kräftig nach unten. Nur im Ortsteil Mettenberg konnte sich die CDU mit 51,9 Prozent noch über der absoluten Mehrheit etablieren. Im gesamten Wahlkreis 46 (Freiburg Ost und Hochschwarzwald) verlor die CDU 8,3 Prozent und erreichte magere 32,6 Prozent. Der bisherige CDU-Vertreter im Landtag, Klaus Schüle, verlor sein Direktmandat an Reinhold Pix (Grüne).

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Auch die FDP fuhr bei den Landtagswahlen in Grafenhausen eine große Schlappe ein und sank von 13,5 auf nur noch 5,4 Prozent. Am deutlichsten war die Talfahrt im Ortsteil Staufen: Hier rutschten die Liberalen von 19 Prozent auf 1,7 Prozent. Das zweistellige Ergebnis der FDP bei der letzten Landtagswahl konnte dem damaligen Kandidaten Erhard Graunke zugeschrieben werden, der einen engagierten Wahlkampf führte. Ganz anders bei der jüngsten Wahl. In Grafenhausen hatte sich der Kandidat der Liberalen überhaupt nicht blicken lassen – viele Wähler kannten nicht einmal den Namen. In der Wahlkabine konnte dann aber jeder auf dem Stimmzettel lesen: Für die Freie Demokratische Partei kandidierte Nikolaus von Gayling-Westphal.

Noch vor fünf Jahren war die SPD in der Wählergunst der eindeutige Verlierer: Sie fiel von 25,4 auf 15,6 Prozent. Dieser Trend konnte am Sonntag deutlich gestoppt werden. Das Gesamtergebnis konnte diesmal um 6,4 Prozent auf insgesamt 22 Prozentpunkte gesteigert werden. Ob es an dem engagierten Wahlkampf von Walter Krögner lag, darüber kann nur spekuliert werden. Sicher ist, dass der Genosse im gesamten Oberen Schlüchttal einen engagierten Wahlkampf führte. Bereits viele Monate vor der sogenannten „heißen Phase“ hatte Krögner Interesse am ländlichen Raum in Grafenhausen signalisiert. Entgegen dem Landestrend – die SPD verlor 2,1 Prozent – konnte der Genosse nicht nur in Grafenhausen ein gutes Ergebnis einfahren. Auch im gesamten Wahlkreis 46 konnte er mit 0,1 Prozent ein geringes Plus erreichen und bekam insgesamt 21,9 Prozent. Dennoch verpasste der „rote Förster“ den erneuten Einzug in den Landtag und wird somit den „schwarzen Wald“ politisch nicht mehr vertreten.

Das Direktmandat im Wahlkreis 46 ging an Reinhold Pix von den Grünen, der als klarere Wahlsieger mit 34,5 Prozent die Bevölkerung im Stuttgarter Glaspalast als Abgeordneter vertreten wird. In Grafenhausen konnte der Grüne das Ergebnis gegenüber der letzten Wahl von 6,2 auf 18 Prozent verdreifachen. Im Ortsteil Staufen kletterten die Grünen in der Wählergunst von 4,8 auf 18,6 Prozent.

Wahlsieger Reinhold Pix hat Grafenhausen bisher noch nicht besucht

„Ich kann nur hoffen, dass der ländliche Raum nach der Wahl nicht vergessen wird, weil sich die Welt nicht nur in den großen Städten und Ballungszentren abspielt“, betonte Grafenhausens Bürgermeister Christian Behringer im Gespräch mit der Badischen Zeitung. Er sei enttäuscht, dass Reinhold Pix als Gewinner des Direktmandates bisher kein Interesse an Grafenhausen oder am Oberen Schlüchttal signalisiert habe. „Die bisherigen Abgeordneten Klaus Schüle und Walter Krögner haben Gespräche im Rathaus gesucht, Reinhold Pix leider nicht“, so Behringer. Er hofft aber, dass sich diese Tatsache kurzfristig ändern wird.

Die Wahl ist gelaufen. Ungeachtet der Stimmenverteilung haben die Wählerinnen und Wähler ein klares Votum für die demokratische Mitwirkung an der Politik abgegeben: Die Wahlbeteiligung in Grafenhausen stieg nämlich von 56 auf 74,1 Prozent.

Autor: Wilfried Dieckmann

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