Schnellstmöglich zu erneuerbaren Energien

Badische Zeitung von 24.3.11
Die Landtagskandidaten aus dem Wahlkreis 46, Klaus Schüle, Walter Krögner, Reinhold Pix und Armin Wolff geben Antworten zur zukünftigen Energiepolitik.

HOCHSCHWARZWALD (cm). Im Hinblick auf die Landtagswahl am 27. März hat das Solarforum Hochschwarzwald die Kandidaten Klaus Schüle (CDU), Walter Krögner (SPD), Nikolaus von Gayling (FDP), Reinhold Pix (Bündnis 90/Die Grünen) sowie Armin Wolff (Die Linke) zur künftigen Energiepolitik befragt, wobei von der FDP noch keine Stellungnahme vorliegt. Wir haben einige Punkte herausgezogen, der ungekürzte Fragekatalog ist unter http://www.solarforum-hochschwarzwald.de ersichtlich.
ZUR ATOMPOLITIK

Den Ausstieg aus dem Atomausstieg bezeichnet Armin Wolff (Die Linke) als ein verhängnisvoller Fehler und eine „Brücke“ ins Nirgendwo. Er verhindere den konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien und den dringen nötigen Umstieg auf eine dezentrale, kommunale Energieversorgung. Ähnlich sieht es auch Walter Krögner (SPD), der angesichts des ungelösten Endlagerproblems von Atommüll die Laufzeitverlängerung als in höchstem Maße unverantwortlich bezeichnet. „Sofortiger Ausstieg und Umbau auf 100 Prozent regenerativer Energie“ ist auch die zentrale Forderung von Reinhold Pix (Grüne), der eine auf Sicherheit gerichtete Überprüfung aller möglichen Endlagerorte fordert. Erdbeben gefährdete Gebiete sollten per se ausgeschlossen werde. Pix: „Die Endlagerung des Atommülls wird der Menschheit unabsehbare finanzielle Belastungen bringen und stellt in sich ein Risiko dar“. „Für uns in der CDU ist klar, dass die Kernenergie in Deutschland eine Brückentechnologie ist, die wir schnellstmöglich vor allem durch erneuerbare Energien ersetzen wollen“ sagt Klaus Schüle. Endlager müssen gebaut werden, wo sie für alle am sichersten sind, für Deutsche und Schweizer genauso. Mit dem Energiekonzept der Koalition habe die CDU erstmals dargelegt, wie sie das Zeitalter der erneuerbaren Energien und ihre Klimaschutzziele erreichen werden.

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ZUR ELEKTROMOBILITÄT

Hervorragende Chancen sieht Wolff (Linke) diesbezüglich gegeben, der als Besitzer eines Pedelec und eines Hybridautos schon einen Anteil seiner täglichen Wegstrecken elektrisch fährt. Ein flächendeckendes Netz an Ladestationen und ein allgemeiner Standard für den Stromanschluss fordert er von der Automobilindustrie. Zur Elektromobilität gehören für Krögner (SPD) nicht nur das Elektrofahrrad, der Elektroroller und das Elektroauto, sondern auch die Bahn, die Straßen- und Bergbahnen, Skilifte und Ausflugsboote. „Elektromobilität macht Sinn, wenn wir uns konsequent um den Ausbau der erneuerbaren Energien bemühen“ sagt Krögner. Elektromobilität ist nach Aussagen von Pix (Grüne) ein wichtiger Teil eines neuen Mobilitätskonzepts. Mobilität sei aber nicht allein Individualverkehr, weswegen man zunächst unbedingt den Ausbau des ÖPNV auch im ländlichen Raum, starke Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene, Förderung von Car-Sharing-Modellen und deren Vernetzung mit ÖPNV, Förderung von Radverkehr und Pedelecs mit entsprechenden Stellflächen fordert. „Elektrische Antriebe sind nur eine Entwicklungsmöglichkeit alternativer Antriebe“ sagt Schüle (CDU), der die Verbrennungsmotoren auch noch in den nächsten Jahren als beherrschende Antriebsform auf den Straßen sieht. Eine Weiterentwicklung von CO2-armen Verbrennungsmotoren müsse parallel zur Entwicklung des Elektroantriebs und der Hybrid- und Brennstoffzellenantriebe unterstützt werden. Eine Möglichkeit könne der Aufbau intelligenter öffentlicher Flotten sein, die integrierte Mobilität mit Bahn und Elektrofahrzeugen anbietet.

ZUR PHOTOVOLTAIK

„Die Photovoltaik wird in Zukunft eine wesentliche Rolle im Mix der regenerativen Energien spielen“ sagt Wolff (Linke), der Solarzellen auf jedem Dach für erstrebenswert hält. Große „Solarfarmen“ auf Ackerland oder in Übersee sieht er kritisch. Die Photovoltaik hat nach Meinung von Krögner (SPD) noch eine große Zukunftsentwicklung vor sich. Gerade im hiesigen Wahlkreis bestehe mit dem Institut für solare Energiesysteme in Freiburg eine international herausragende Forschung weltweit. Diese wirtschaftliche Chance will er weiter unterstützen. Ähnlich sieht es Pix (Grüne), der die Photovoltaikanlagen auf den Schwarzwaldhöfen als Chancen für dezentrale Energieversorgung und für ein weiteres sicheres Einkommensstandbein für Landwirte bezeichnet. Enorme PV-Kapazitäten sieht er auch auf öffentlichen Gebäuden. Die Landesregierung sehe in der Photovoltaik das – relativ gesehen – größte Ausbaupotenzial und gehe davon aus, dass sich die Stromerzeugung aus Photovoltaik zwischen 2005 und 2020 verneunfachen werde, sagt Schüle (CDU). Baden-Württemberg nehme aufgrund seiner starken Solarforschung und seiner geografischen Lage gemeinsam mit Bayern bei der Nutzung der Solarenergie eine Spitzenposition in Deutschland ein. „Das Land wird die Forschung in diesem Bereich auch weiterhin unterstützen“ so Schüle.

ZUR WINDKRAFT

Der derzeitige Anteil der Windkraft in Baden-Württemberg von gerade einmal 0,9 Prozent ist nach Aussagen von Wolff (Linke) ein Armutszeugnis für das „Musterländle“ und ein Ergebnis von Jahrzehnten verfehlter Politik. Fadenscheinige Argumente („Verspargelung der Landschaft“) dürften den konsequenten Ausbau der Windenergie nicht weiter bremsen. Krögner (SPD) hält eine dringende Veränderung der Standortplanung für notwendig, in die die Kommunen mehr eingebunden werden. Gerade im Schwarzwald gebe es hervorragende Windkraftstandorte. Ein Schwarzwald verträglicher Ausbau der Windkraft sei möglich. Pix (Grüne) sieht in der Windkraft in Baden-Württemberg noch deutliches Wachstumspotenzial. Mit neuer Technik würden die Natureingriffe durch Windkraft kleiner und die Effizienz größer. Windkraft sei ein wichtiger Bestandteil des Energiekonzepts der Grünen. Eine Vervierfachung der Windenergie bis 2020 steuert auch die CDU an, wie Schüle sagt. Man werde die weitere Entwicklung der Windenergienutzung im Landd aufmerksam verfolgen. Die Aktivitäten der baden-württembergischen Energiewirtschaft, namhafte Summen in die Off-Shore-Windenergie zu investieren, würden von der Landesregierung ausdrücklich befürwortet.

ZUR ENERGIEEINSPARUNG
Hier sind sich die Kandidaten ziemlich einig. Eine deutliche Beschleunigung der energetischen Sanierung von Gebäuden durch gesetzliche Vorgaben, die Aufstockung staatlicher Förderprogramme, klare gesetzliche Standards für technische Komponenten und Geräte, innovative Technologien bei Erzeugung, Speicherung, Verteilung und Nutzung von Energie werden gefordert. Dies komme auch den Handwerksbetrieben und den Arbeitsplätzen zugute.

ZUR WASSERKRAFT

„In Konzert der regenerativen Energien sollte grundsätzliche jede zur Verfügung stehende Ressource genutzt werden“ sagt Wolff (Linke). Auch die Wasserkraft spiele hier eine wichtige Rolle, je mehr unterschiedliche Energiequellen in einem zukünftigen Strommix vertreten sind, desto besser würden sich Schwankungen und Spitzen ausgleichen lassen. „Die Genehmigungspraxis ist noch unbefriedigender als bei der Windkraft, insbesondere auch die langwierigen Verfahren“ bedauert Krögner (SPD), der auf neue, fischfreundliche Turbinentechniken (Archimedes, Dive) setzt. Kleinwassserkraft hält er schon im Hinblick auf die regionale Stromversorgung, die Verlangsamung des Wasserabflusses und als weiteres Einkommensstandbein für die Landwirtschaft für wichtig. Als dezentrale Stromversorgung unterstützt Pix (Grüne) die Wasserkraft, die eine Vereinfachung der Genehmigungspraxis unter Berücksichtigung der. naturschutzrechtlichen Belange (Fischwege usw.) bedürfe „Das Land muss solche Konflikte über geeignete Moderationsverfahren gezielt angehen und vor Ort klären“ stellt er klar. Für die kleine Wasserkraft habe er sich immer eingesetzt, weist Schüle (CDU) auf das Beispiel Kirchzarten hin, wo er bei der Realisierung eines kleinen Kraftwerkes mitwirken konnte. „Hier liegen noch weitere Chancen und das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr unterstützt dies nachhaltig“ sagt er.  

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