Medizinische Versorgung im Ländlichen Raum – eine Servicewüste?

Südkurier, 8.12.2010

Gesundheitsversorgung „ländlicher Raum“
Hausarzt und Pflege stärken

Löffingen – Dem Thema „Ärztemangel, Kliniksterben, Pflegenotstand – Wie garantieren wir den Bürgern im ländlichen Raum eine angemessene Gesundheitsversorgung?“ widmete sich am Montag eine von Bündnis 90/Die Grünen initiierte Podiumsdiskussion in der Löffinger Tourismus-Information. Rund zwanzig Besucher folgten der Einladung.

Rund zwanzig Besucher folgen der Einladung von Bündnis 90/Die Grünen zur Podiumsdiskussion in der Löffinger Tourismus-Information über die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum. Das Thema hätte mehr Zulauf verdient gehabt.

Die Landtagsabgeordnete Bärbl Mielich, gesundheitspolitische Sprecherin und stellvertretende Vorsitzende der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, skizzierte in ihrem Eingangsstatement die unlängst in einem Positionspapier formulierte Gesamtstrategie ihrer Fraktion für eine neue Gesundheitspolitik. Diese sieht eine Stärkung der Rolle von Hausärzten, den Ausbau qualifizierter Pflege und regionalspezifische integrierte Versorgungskonzepte vor. Löffingens Bürgermeister Norbert Brugger griff den Faden auf und pochte auf eine separate Bedarfsplanung für die Gesundheitsversorgung im Hochschwarzwald und betrieb ansonsten eifrig Standortwerbung für Löffingen als Wohn- und Arbeitsort.
„Neben einer zeitlichen Entlastung sollten Hausärzte bei der Honorierung Fachärzten gleichgestellt werden“, befand der Allgemeinmediziner Götz Mischke und plädierte für ein steuerfinanziertes Gesundheitssystem. „Es ist ein angenehmes Arbeiten auf Augenhöhe“, verwies Achim Gauger von der Sozialstation Hochschwarzwald auf die regional funktionierende Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Pflegeeinrichtungen. Rund 40 000 Menschen betreue der Pflegedienst derzeit, absolviere durchschnittlich 500 Hausbesuche täglich. Von 1999 bis 2009 habe sich die Zahl der Pflegebedürftigen von 96 000 auf 181 000 fast verdoppelt.

Die Hebamme Susanne Rebholz verdeutlichte wie sehr die im Juli in Kraft getretene Neuregelung der Haftpflicht – diese schlägt jetzt mit 2800 Euro jährlich zu Buche – die Existenz vieler freiberuflicher Hebammen gefährdet.
Die Eindämmung der „unendlichen Bürokratie“ hatten alle auf dem Podium vertretenen Gesundheitsberufe auf dem Wunschzettel.
„Man muss Allgemeinmedizinern eine verlässliche Lebensperspektive bieten, um sie für eine Tätigkeit als Hausarzt zu interessieren“, brachten einige Hausärzte die Diskussion um den drohenden Hausärztemangel auf den Punkt.

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