Positionen von Reinhold Pix
Die Zahl der KlettersportlerInnen hat sich in den letzen Jahrzehnten vervielfacht. Auch wenn heute ein großer Teil der Aktiven in Hallen und Kletterzentren bleibt, muss davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Outdoor-Kletterer weiter steigen wird und der Nutzungsdruck auf die Felsen zunimmt. Was heißt Artenschutz am Biotop Fels? Wird dies in Relation zu den sonstigen Umweltproblemen gesehen? Was bedeutet das konkret für das Klettern am Fels in Baden-Württemberg?
- 1. GRÜNE unterstützen naturverträgliches Klettern
Die Zahl der KlettersportlerInnen hat sich in den letzen Jahrzehnten vervielfacht. Auch wenn heute ein großer Teil der Aktiven in Hallen und Kletterzentren bleibt, muss davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Outdoor-Kletterer weiter steigen wird und der Nutzungsdruck auf die Felsen zunimmt. Mit Verboten ist es nicht getan. Diese führen nur zu einer räumlichen Verlagerung der Probleme. Wir GRÜNEN fordern daher Konzeptionen auf Landesebene, die den Weg freigeben für sachgerechte und auch möglichst flexible Lösungen vor Ort.
Wir stellen fest: Der Naturschutz im Land ist chronisch unterfinanziert. Für Organisation und Durchführung der Landschaftspflege gibt es zu wenig Personal. In Folge gehen Biotope verloren, werden entwertet, Tier- und Pflanzenarten sterben aus. Der Wunsch, weitere Felsen für´s Klettern zu öffnen, kann nur im Konsens mit dem Naturschutz und unter Einhaltung von Umweltschutzkriterien, wie sie z.B. in der gemeinsamen Erklärung von NABU und DAV genannt werden, erfolgen.
Denkbar vor Ort sind pragmatische Ansätze. Dazu zählen flexible oder verkürzte jahreszeitliche Sperrzeiten oder auch Freigaben mit vertraglicher Bindung. Dies könnte bspw. die Verpflichtung sein, einen Felsen oder eine Felsgruppe vor Verbuschung zu bewahren und die Fläche offenzuhalten. Von derartigen Regelungen profitieren auf der einen Seite Kletterer, Wanderer und Spaziergänger, auf der anderen Seite die Biotope selbst und die für die Pflege zuständigen Ebenen.
- 2. GRÜNE treten ein für Artenschutz
Was heißt Artenschutz am Biotop Fels? Was bedeutet das konkret für das Klettern am Fels in Baden-Württemberg? Wir betonen, dass die Umsetzung eines konsequenten Artenschutzes und damit die Erhaltung der biologischen Vielfalt für uns hohe Priorität besitzt. Offene Felsbildungen sind als Biotope besonders geschützt.
In Baden-Württemberg wird das Klettern als eine Handlung angesehen, die zu einer Beeinträchtigung der betroffenen Biotope führen kann, woraus ein allgemeines Kletterverbot mit Erlaubnisvorbehalt abgeleitet wird. In Anbetracht der begrenzten Anzahl von Flächen offener Felsbildungen in Baden-Württemberg und der Tatsache, dass eine ganze Reihe gefährdeter Tier- und Pflanzenarten auf Felsstandorten vorkommt, halten wie die Berücksichtigung des Biotop- und Artenschutzes beim Klettern für wichtig. Daran ändert auch der Verweis auf andere Umweltprobleme, derer wir uns ebenfalls annehmen, nichts.
Freigabeentscheidung für den Klettersport bedürfen deshalb ja nach Standort gewisser Lenkungsmaßnahmen, wie z.B. jahreszeitliche Beschränkungen, Gebietseingrenzungen, Klettertourenbeendigung an Umlenkhaken, Beschränkung der Abseilflächen, Kletterroutenrückbau und selbstverständlich die Einhaltung aller Naturschutzvorgaben vor Ort.
- 3. GRÜNE stehen für ein Miteinander in Natur und Sport
Felsbiotope haben eine hohe Bedeutung für den Schutz seltener Arten. Deshalb erfordert die große Zahl der Sporttreibenden oftmals eine Lenkung. Die Beteiligung der dem Naturschutz nahestehenden Verbände ist eine wesentliche Voraussetzung, dass Regelungen akzeptiert werden und verbindlich sind. Ausbildende sind stets gleichzeitig auch Multiplikatoren. Wir unterstützen alle Kletterverbände, die den Natur- und Artenschutz in ihrer Konzeption verankern und dies auch in der Praxis leben. In den Verbänden erleben wir viele dem Naturschutz gegenüber aufgeschlossene Menschen, auf die wir auch in Zukunft setzen.
Naturschutzbehörden, Umwelt- und Naturschutzverbände und die Berg- und Klettersportverbände können miteinander naturverträgliche Konzepte für den Klettersport entwickeln. Bildungseinrichtungen des Naturschutzes und der Bergsportverbände können eine wichtige Rolle bei der Vermittlung ökologischer Zusammenhänge übernehmen. Als Multiplikatoren fördern sie Problembewusstsein und gegenseitiges Verständnis. Sie befördern die Achtung gegensätzlicher Ziele, aber auch die Umsetzung gemeinsamer Ziele. Wo der Biotopschutz das Klettern unterbinden muss, ist eine verstärkte Kommunikation, z.B. über Ranger oder die Vereine, erforderlich. Nur so werden Nutzungsregelungen transparent und Verständnis für ihre Einhaltung geweckt.
Februar 2011
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