In der Natur statt auf Kunstschnee

Badische Zeitung 3.Februar 2011
Diskussion in der Bleibacher „Sonne“ über Ansichten der Grünen zum nachhaltigen Tourismus und der Umsetzung im Elztal.
GUTACH. Über den „Nachhaltigen Tourismus mit grünen Ideen“ diskutierten Landtagskandidat Alexander Schoch (Bündnis 90/Die Grünen) und Reinhold Pix, Tourismuspolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, mit Bürgern und Gemeinderäten aus der Umgebung im Gasthaus „Sonne“ in Bleibach.
Besondere Bedeutung kam dabei der Region und dem Landkreis zu. Damit sollte der Tatsache Rechnung getragen werden, „dass hier viele Menschen vom Tourismus leben und dieser sich in den letzten Jahrzehnten geändert hat“, wie Schoch eingangs betonte.

Es sei wichtig, sich über die Folgen der Veränderungen Gedanken zu machen, die zum einen hier in „mehr Kurzurlauben“ zu sehen seien und zum anderen „im Wettbewerb zu bedeutenden Urlaubsregionen, wie dem Alpenland und speziell Südtirol, die ganz andere Zahlen erreichen, und zu denen wir in Abhängigkeit stehen“, ergänzte der Waldkircher Politiker. Dabei werde bei uns die Form des „nachhaltigen Tourismus“ bereits favorisiert.

Als einen Wegbereiter sah Alexander Schoch die Tourismusgesellschaft „Zweitälerland“, deren Marketingchef Albrecht Nitz anwesend war und später noch einige aktuelle Projekte vorstellte. Nach Anfangsschwierigkeiten habe sich laut Schoch das „Zweitälerland“ mittlerweile stabilisiert und nun müssten die Anstrengungen seiner Meinung nach „in einer Vision münden“, in der sich alle Beteiligten – Vermieter von Ferienwohnungen und Gästezimmern, Tourismus-, Wirtschafts- und Landwirtschaftsvertreter – überlegen, „wie der Tourismus hier gemeinsam funktionieren kann“. Das „Zweitälerland“ betrachtet Alexaner Schoch als „eine Keimzelle für nachhaltigen Tourismus, aus der eine Zukunftsvision ausgearbeitet werden kann“.

Daran knüpfte der Landtagsabgeordnete Reinhold Pix an. „Ich bin nicht zum ersten Mal hier“, berichtete er. Und er sei überzeugt, dass man hier auf dem besten Wege ist. Im Gegensatz zum städtischen Bereich und den bekannten Bäderorten ließe die Wertschätzung des ländlichen Raums allerdings seitens des Wirtschaftsministeriums zu wünschen übrig. Er habe das gleich beim Amtsantritt erkannt, als es nach einer Klausur dazu geheißen habe: „Wir treffen uns in fünf Jahren wieder.“ Pix wollte das so nicht hinnehmen und kann heute erfreut sagen, „inzwischen treffen wir uns im halbjährigen Turnus“. Dennoch würde nach wie vor ein Vielfaches der Steuern, die für den Tourismus eingesetzt werden, nicht dem ländlichen Raum zugute kommen. Die Unterstützung, die beispielsweise Südtirol erfährt, kann Baden-Württemberg seiner Ansicht nach nicht erreichen. Da erführe eher die Automobilindustrie Begünstigungen. Doch im Gegensatz zu dieser, „haben wir mit dem Tourismus im ländlichen Raum eine Branche, die krisenstabil ist“, meint er, das habe die jüngste Wirtschaftskrise gezeigt. Städte- und Geschäftsreisen seien eingebrochen, aber der Trend zur Natur, Wanderurlauben und Wohlfühltourismus nehmen immer stärker zu. Da lohne es sich in Baden-Württemberg, Gedanken zu machen: „Was haben wir, was ist noch weiterzuentwickeln?“ Das Potenzial sei hier „unglaublich groß“. In der Zukunft müssten die touristischen Angebote mehr auf die Bedürfnisse der Menschen zwischen 50 und 75 Jahren zugeschnitten werden, fand Reinhold Fix. Die Leistungsgesellschaft verlange den Menschen viel ab: Beim Urlaub wolle man „viel haben in kurzer Zeit“. Entspannung und Natur würden bei einem Viertel unserer Gesellschaft groß geschrieben. Lifestyle sei heute vermehrt mit gesunden und nachhaltigen Kriterien verbunden. „Da habt ihr die Zeichen erkannt“, lobte Pix die regionalen Tourismusbemühungen.

Das internationale Interesse für die hiesige Landschaft „haben wir den bäuerlichen Betrieben im Schwarzwald zu verdanken, die den Naturraum kulturell geprägt haben“, betonte der Landtagsabgeordnete. In dem Bereich müssten noch viele Aufgaben gelöst werden. Und schließlich müsse der Klimawandel bei touristischen Aktivitäten berücksichtigt werden. In unserer Region heiße das Kernthema „Naturtourismus“ und nicht Kunstschneepisten anzulegen, um den alpinen Skisport hier zu verbessern.

Ein zukunftsweisendes Projekt, das zuschusswürdig und öffentlichkeitswirksam wäre, ist für Pix die Realisierung eines „Biosphärenparks“, in dem alle derzeitigen sieben Naturparks Baden-Württembergs zusammengeschlossen werden und, bei der Vermarktung an einem Strang ziehen“. Dadurch könnte regionale Produktion gefördert werden.

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