Gundelfingen: Grüne freuen sich über Pix’ Mandat

Badische Zeitung vom 28.3.11

Gundelfingens Grüne sehen auch viel Unterstützung aus Wildtal / Mandery (CDU): Atompolitik war wahlentscheidend.
GUNDELFINGEN. Die Landtagswahl war auch gestern in der Breisgaugemeinde beherrschendes Thema. Direkt nach Bekanntwerden der vorläufigen Ergebnisse standen die Ortsvereinsvorsitzenden der derzeit im Landtag vertretenen Parteien telefonisch Rede und Antwort und analysierten gegenüber der BZ das eigene und das Abschneiden der anderen Parteien.
Bei den Grünen und der SPD dürften gestern die Sektkorken geknallt haben. Gerlinde Westermayer war gerade auf dem Weg von Gundelfingen ins Landratsamt, als sie erfuhr, dass Reinhold Pix mit 34,5 Prozent dem zweifachen CDU-Wahlgewinner Klaus Schüle das Mandat im östlichen Freiburg-Land-Wahlkreis abgerungen hat. Schon aus dem Wildtäler Ergebnis las die Ortsvereinsvorsitzende der Gundelfinger Grünen ein Hoch ab. „Unser Engagement hat sich gelohnt. Wir haben auch in Gundelfingen an den Info-Ständen sehr viel Zustimmung gespürt.“

Vielleicht sei Pix nicht der einzige der Grünen-Kandidaten, der der CDU Mandate abringen konnte. In der Tat galt es gestern auch für die Grüne Edith Sitzmann. „Ich hoffe auf eine grün-rote Koalition unter Kretschmann. Es ist ein ureigenes Thema der Grünen gewesen, gegen Atomkraft mobilzumachen. Nach 31 Jahren ist es und gelungen“, so Westermayer, die allerdings die vielen Opfer in Japan nicht vergessen will.
Für Michael Mandery (CDU) waren die 28,19 Prozent in Gundelfingen und die 32,6 Prozent für Schüle wahlkreisweit eine „herbe Niederlage“. Landesweit überlagerten sich die Gründe, meinte er. Ob die Diskussion um die „Sonne“ in Wildtal ein Grunde für das Ergebnis in Gundelfingen war, wollte er noch nicht bewerten. Sicher sei die Atomenergie wahlentscheidend gewesen. „Das geht mit Spitzenkandidat Mappus Heim“, meinte der Gundelfinger CDU-Ortsvereinschef. Der bisher amtierende Regierungschef habe den Wählern den Wechsel zum Moratorium nicht glaubhaft machen können.

„Ich hätte mir Schüle in Stuttgart gewünscht“

„Die Aussagen von Wirtschaftsminister Brüderle kommen noch dazu“, so Mandery. Besonders schmerzt die CDU im Wahlkreis, dass Schüle noch als Fraktionsvorsitzender gehandelt wurde, als Mappus Ministerpräsident wurde. „Ich hätte mir Schüle als authentischen Landespolitiker auch nach dieser Wahl in Stuttgart gewünscht. Ich hoffe nicht, dass dies das Ende seiner Politikerkarriere ist“, so Mandery.

„Warum soll ich nicht lachen? Ich hatte von einem größeren und einem kleineren Übel gesprochen. Das große kommt nicht, die CDU ist abgewählt“, freut sich der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Willibald Fritz, der mit Parteigenossen gestern Abend feierte und auch eine Flasche Sekt knallen ließ. Das kleinere Übel, die grün-rote Koalition als Juniorpartner nun mitzumachen, werde spannend. Nils Schmid, der SPD-Spitzenkandidat, werde sein politisches Gewicht als Wirtschafts- und Finanzexperte in die Waagschale werfen „und sich in der Regierung positionieren“, so Fritz. Spannend werde es, wie sich die Koalitionspartner bei „Stuttgart 21“ und beim dritten und vierten Gleis, „bei Baden 21“, verhalten werden. Der Gundelfinger SPD-Chef freute sich lokal über ein überdurchschnittliches Ergebnis mit 25,1 Prozent zum SPD-Kreisergebnis von 21,9 Prozent, wenngleich das ihrem Kandidaten Krögner eben nicht gereicht habe, direkt einzuziehen.

Um 20.40 Uhr zitterte Martin Weber, der FDP-Ortsverbandsvorsitzende nicht mehr um den Einzug der FDP ins Stuttgarter Parlament: „Ich denke, dieses Ergebnis wird sich stabilisieren“. Dass es zu einer Ablösung der schwarz-gelben Koalition kommen würde, habe sich ja im Vorfeld bei den Umfragen gezeigt.“Es gab einen Stimmungswechsel nach dem Atomdesaster in Japan“, macht Weber auch gleich einen der Gründe aus für den Stimmeneinbruch auch bei den Liberalen. Zu den Ergebnissen im Ost-Wahlkreis und in Freiburg sieht er die Nähe zu Fessenheim als einen der Gründe, warum die Grünen an der CDU vorbeiziehen konnten.

„In Gundelfingen gehen wir erhobenen Hauptes aus dem Wahlkampf. Wir haben unsere Stammwähler mobilisieren können, gibt Martin Weber auch zu, dass vor fünf Jahren manche Leihstimme an die Liberalen gegangen war. Doch sind Landes- und Kommunalwahl ja auch unterschiedlich“.

Autor: Frank Kiefer

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