Grünes Freiburg-Doppel

Badische Zeitung vom 28.3.11

Edith Sitzmann und Reinhold Pix gewinnen beide Direktmandate, CDU-Kandidaten gehen leer aus, Gabi Rolland im Landtag.

Die Bündnisgrünen Edith Sitzmann und Reinhold Pix haben die Direktmandate der beiden Freiburger Wahlkreise gewonnen. In der Stadt selbst (ohne die zu den beiden Wahlkreisen gehörenden Gemeinden) kam die grüne Partei bei einer Wahlbeteiligung von 67 Prozent auf 43 Prozent. Was OB Dieter Salomon gestern in der Gerichtslaube so kommentierte: „So gut wird’s die nächsten siebenhundert Jahre nicht mehr.“ Spekulationen, wonach er oder die grüne Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik für ein Regierungsamt gehandelt werden, erteilten beide eine Absage.
Dass die Grünen damit in der Stadt Freiburg fast genau so viele Stimmen holten wie CDU (21,5 Prozent) und SPD (23,5 Prozent) zusammen, war am Anfang der Auszählung noch längst nicht abzusehen. Da sah nämlich um 18.14 Uhr das erste Einzelergebnis aus Landwasser die CDU mit 39 Prozent deutlich vorne. Doch schon den zweiten Wahlbezirk – einer von mehreren in Waltershofen – gewannen die Grünen mit 37 Prozent. Am Ende – nach Rufen wie „Is’ ja Wahnsinn!“ und Gelächter bei den Grünen-Ergebnissen in den Vauban-Wahlbezirken zwischen 67 und 75 Prozent (die CDU zwei bis sechs Prozent) – waren von den 176 Wahlbezirken in der Stadt auf der Übersicht lediglich acht schwarz und 13 rot eingefärbt. Alle anderen 155 waren grün gekennzeichnet, darunter auch alle Freiburger Urnen-Wahlbezirke des Wahlkreises 46. Nicht zuletzt dieses eindeutige Ergebnis sorgte dafür, dass dieser der CDU als Erbhof geltende Wahlkreis mit dem Kandidaten Klaus Schüle verloren ging. Denn nachdem Andreas Kern vom städtischen Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung schon vor dem vorläufigen Endergebnis um 19.31 Uhr sich auf Edith Sitzmann als Gewinnerin des Direktmandats im Wahlkreis 47 festgelegt hatte, blieb es im „46er“ spannend: Bis 19.28 Uhr führte Klaus Schüle mit 38,9 Prozent noch deutlich vor Reinhold Pix (27,8). Dann kamen eine Minute später die Freiburger Wahlbezirke dazu – und Pix lag mit 35,3 Prozent vor Schüle (31,8), am Ende mit 34,5 zu 32,6 Prozent, während SPD-Kandidat Walter Krögner lediglich 21,9 Prozent erreichte.

Zu dieser großen Überraschung, die ihm nach zwei Amtsperioden den Verlust seines Wahlkreises brachte, sagte Freiburgs CDU-Vorsitzender Klaus Schüle: „In einer Demokratie ist das ein normaler Vorgang.“ Er werde sich auch künftig politisch engagieren. Sein CDU-Landtagskollege Bernhard Schätzle war zwar auf alles gefasst. „Die enorme Verwerfung im Wahlkreis 47 erstaunt aber doch.“ Hier (Wahlbeteiligung 64,4 Prozent) brachte es Edith Sitzmann auf 39,9 Prozent vor der SPD-Kandidatin Gabi Rolland (24,6) und Bernhard Schätzle (22,8). Der SPD-Kandidatin reichte das, um als dritte Freiburger Abgeordnete in den Landtag einzuziehen – womit sich die Zahl der Freiburger Abgeordneten genau halbierte. Edith Sitzmann erklärte nach ihrem Wahlerfolg: „Wir in Freiburg haben alles gegeben, um den Politikwechsel im Land voranzubringen.“ Und ihr Kollege Reinhold Pix meinte: „Die Bürger werden die Entscheidung nicht bereuen. Wir werden dafür sorgen, dass die CDU nie mehr hochkommt. Wir Grünen sind die Jetzt-Partei, die CDU ist die Das-war’s-Partei.“

Video-Interviews und Wahlparty-Fotos unter http://www.badische-zeitung.de

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