Für Pix hat sich B 31 West erledigt

Badische Zeitung vom 14. Januar 2010
Für Pix hat sich B 31 West erledigt

IHRINGEN/GOTTENHEIM. Einen Weiterbau der B 31 West von Gottenheim nach Breisach lehnt der Verein zur Förderung umweltgerechter Verkehrsplanung Dreisam-Tuniberg-Kaiserstuhl VLO ab. Die Straße sei umweltpolitisch unhaltbar und werde langfristig noch unnötiger als bisher schon, erklärte der wieder gewählte VLO-Vorsitzende Reinhold Pix. „Die Zeit arbeitet für uns“ zeigte sich der Landtagsabgeordnete der Grünen aus Ihringen überzeugt.

Bei der Jahreshauptversammlung des in Gottenheim ansässigen Vereins in Wasenweiler tischte Pix gleich mehrere Gründe für seinen Optimismus auf, dass der umstrittene Bau der Straße bis Breisach verhindert werden könne. Nachdem schon aus der für 2009 angekündigten zweiten Offenlegung der Planung nichts geworden sei, habe er nach einem Gespräch mit Regierungspräsident Julian Würtenberger den Eindruck, dass es dazu nicht vor Mitte dieses Jahres kommen werde. Auch wenn sich das Regierungspräsidium auf seinen Planungsauftrag für diesen zweiten Abschnitt bis Breisach berufe – der erste von Umkirch bis Gottenheim ist in Bau – ändere dies nichts daran, dass die Straße nur im weiteren Bedarf des Bundesverkehrswegeplans eingestuft sei.

Bisher habe man immer auf die anstehende Neuauflage dieses Planes verwiesen, sagte Pix. Doch der Bund habe viel zu wenig Geld und eine riesige Liste an Verkehrsprojekten, so dass die bisherige Fünf-Jahres-Planung hinfällig sei. „Es wird keinen neuen Bundesverkehrswegeplan 2013 geben“, zeigte sich Pix überzeugt. Zudem habe Baden-Württemberg etliche Verkehrsprojekte angemeldet, die nicht alle gleichzeitig verwirklicht werden könnten. Das gelte gerade für die B 31, da die Stadt Freiburg und der Landkreis mit Planungsgeldern für einen Stadttunnel sowie für eine Tunnellösung am Eingang des Höllentals aktiv würden. Es sei völlig unabsehbar, wo der Bund 39 Millionen Euro für die B 31 bis Breisach herholen solle.

Aus Sicht des VLO erledigt sich die B 31 West ohnehin im Blick auf das Ende des neuen Jahrzehnts. Denn dann soll der von Pix als überfällig bewertete Ausbau der Breisgau-S-Bahn Früchte zeigen. Beginnend mit einer Verlängerung der alten Bahnsteige in Gottenheim 2012, über den Bau zweispuriger Abschnitte zwischen Wasenweiler und Ihringen sowie in Freiburg – um Begegnungsverkehr auf der Strecke Breisach-Freiburg zu ermöglichen – bis hin zu veränderten Zugläufen und der Elektrifizierung soll die S- Bahn zukunftsfähig ausgebaut werden. Eine B 31 bis Breisach würde aber der S-Bahn Konkurrenz machen, das sei verkehrspolitisch wie umweltpolitisch völlig inakzeptabel, erklärte der ebenfalls wieder gewählte dritte VLO-Vorsitzende Wolfgang Mössner aus Ihringen.

Wenn ab 2018 die S-Bahn statt jetzt 3,6 Millionen Fahrgästen im Jahr noch eine Million mehr befördern könne, „so erübrigt sich das Straßenbaumonster endgültig“, sagte Pix. Die Zeit bis dahin sei entscheidend, weil das Regierungspräsidium die Planung „am Köcheln hält“, wie der Anwalt des Vereins, Eckhard Kammer betonte. Darum dürfe der VLO in seinem Widerstand nicht locker lassen.

Als großes Problem wurde bewertet, dass die Gemeinde Ihringen mit dem Ortsteil Wasenweiler derzeit unter Druck gerate. Da sie sich gegen die geplante Nordtrasse der B 31 direkt entlang von Wasenweiler wehre, würden sie als Verhinderer des Straßenprojekts gebrandmarkt. Zugleich werde eine Verkehrsflut an die Wand gemalt, die ab 2011 auf beide Orte zu rolle, wenn der erste B 31-Abschnitt bis Gottenheim fertig gestellt sei. Der zweite VLO Vorsitzende Harald Schönberger aus Gottenheim wertete die dafür von B-31-Befürwortern angeführten Verkehrszahlen als völlig abwegig.

Für den Personenverkehr hält der VLO die B 31 nicht nur wegen des Ausbaus der S-Bahn für abwegig, sondern auch, weil der Individualverkehr in wenigen Jahren bei stark steigenden Benzinpreisen immer unrentabler werde. Für Lastwagen müsse man zu verkehrslenkenden Maßnahmen, wie einem Verbot für Durchgangsverkehr in Wasenweiler und Ihringen greifen, zumal es mit der Autobahn und der alten B 31 von Bad Krozingen nach Breisach eine ortslagenfreie Straßenverbindung gebe. Es könne ja nicht sein, dass man Mautpreller als Argument für den Bau der Straße heranziehe. Klimapolitisch und ökologisch sei die Straße unvertretbar, da sie nur für den Preis der Zerstörung des Wasenweiler Rieds zu haben sei und den Tourismus beeinträchtige.

Dieses Argument von Pix griff auch Wasenweilers Ortsvorsteher Alois Lai auf, da diese Gefahren besonders mit der Nordtrasse verbunden seien. Weit über 10 000 Pkws und 2000 Lastwagen auf einer direkt am Ort entlang führenden Schnellstraße seien unzumutbar.

Klaus Hartenbach, Bürgermeister-Stellvertreter aus Gottenheim, wandte ein, dass man mit einer Verkehrszunahme rechnen müsse. Das bedeute auch eine Belastung für Teile Gottenheims und Bötzingen, wenn die B 31 nicht weiter gebaut werde, sondern an der Verbindungsstraße (L115) zwischen beiden Orten ende. Außerdem werde der bis Mitte des Jahrzehnts geplante Bau der Ortsumfahrung der Landstraßen 114 und 116 von Eichstetten und Bötzingen zusätzlichen Verkehr in Richtung Breisach bringen. Unabhängig davon, wie eine genaue B 31-Trasse aussehen solle, werde man „um die Straße nicht herumkommen“ zeigte sich Hartenbach überzeugt. Kommentar BZ

Verwandte Artikel