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Feldberg-Gutachten fordert massiven Ausbau des Nahverkehrs und limitierte Parkmöglichkeiten

FeldbergErgebnisse aus intensivem Dialog mit Gästen, Bürgerinnen und Bürgern, Dienstleistern und Behörden
Professor Dr. Ralf Roth vom Institut für Natursport und Ökologie der Sporthochschule Köln hat heute dem Runden Tisch Feldberg das Gutachten zur nachhaltigen Entwicklung der Sporttourismus-Destination Feldberg vorgelegt. Neben einer umfassenden Bestandsanalyse war eine groß angelegte Umfrage bei Bürgerinnen und Bürgern, Gästen und Dienstleistern sowie ein schrittweiser Dialog mit Experten und Verwaltungen Grundlage der Studie. Im Rahmenplan für eine nachhaltige Entwicklung beschreibt er nun konkrete Maßnahmenvorschläge zum qualitativen Ausbau der Infrastruktur und der touristischen Angebote.

Er legt eine gebietsverträgliche Deckelung der Besucherkapazität fest, ohne die Gesamtkapazität an Spitzentagen zu erhöhen. Ziel ist, den Anteil an klimafreundlicher Anreise auf über 35 Prozent zu erhöhen. Zusätzlich soll ein Park & Ride-System für Spitzentage geschaffen werden. Für den motorisierten Individualverkehr soll das Parken am Feldberg auf ein Parkhaus und deutlich weniger Stellplätze entlang der Bundesstraße eingeschränkt und das verkehrswidrige Parken unterbunden werden. Die Unternehmen im Liftverbund sollen sich der Nachhaltigkeit und Innovation verpflichten und dafür einen effizienten Organisationsrahmen schaffen. Mit einer Projektoffensive „Aktivurlaub“ soll laut Gutachter Roth die Attraktivität der Tourismus-Destination Feldberg für Qualitätsangebote nicht nur im Wintersport, sondern auch beim Wandern und Radfahren weiter gestärkt werden. Damit verbunden ist das Ziel, eine Ganzjahres-Destination für eine naturnahe Erholung zu etablieren.

Landkreise, betroffene Gemeinden, Behörden und Verbände haben in den nächsten Wochen Gelegenheit, sich mit dem Gutachten zu befassen. Ob, wie und welche der vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden, ist derzeit noch offen.

Die Anreise mit dem öffentlichen Personennahverkehr soll lt. Gutachten auf 25 % ausgebaut werden. Weitere 10 % der Besucherinnen und Besucher könne man, so Roth, mit den Linienverkehr ergänzenden Reisebussen zur Ski-Destination bringen. So könnten künftig ca. 35 % statt bisher 25 % der Besucher umweltverträglich auf den Feldberg kommen, an Spitzentagen bei optimaler Ausnutzung von P+R bis zu 44 %. Durch spürbare Qualitätsverbesserungen soll das Fahren mit der Bahn, mit Nahverkehrsbussen oder Shuttles von den Park&Ride-Plätzen attraktiver werden: Niederflurbusse mit größerem Platzangebot, eine bessere Taktabstimmung, zusätzliche Angebote bei Bus und Bahn sowie verkehrssichere Haltestellen. Seilbahnen von Bärental oder Menzenschwand aus kommen aus wirtschaftlicher und Umweltsicht nicht in Frage.

Das Projektteam um Roth, zum dem auch der Verkehrsexperte Hans-Peter Faas, TÜV Rheinland Grebner Ruchay Consulting GmbH, gehört, empfiehlt eine Deckelung des motorisierten Individualverkehrs über die Steuerung des Parkraumangebots. Hierfür schlägt er einen Orientierungswert von ca. 2.555 Parkplätzen im Gesamtgebiet vor, der deutlich unter dem teilweise verkehrswidrig genutzten Parkraum von derzeit 2.800 PKW an Spitzentagen liegt. Eine maßvolle Erhöhung des Besucheraufkommens wäre dann nur noch über eine weitere Steigerung des öffentlichen Nahverkehrs möglich. Das künftige Parkraumangebot muss das verkehrswidrige Parken auf der B 317 am Feldberg mit bis zu 1.300 PKW verhindern, auch weil eine hindernisfrei befahrbare Straße Voraussetzung für einen funktionsfähigen und attraktiven ÖPNV ist. Roth schlägt daher das Schaffen von Parkraum am Seebuck in einem Parkhaus mit 1200 Plätzen – bei gleichzeitigem Rückbau der dortigen Stellplätze – , und von rund  300 Stellplätzen entlang der B 317 sowie Park&Ride Stellplätze in Bärental, in Todtnau und in Titisee vor. Ein Verkehrsleitsystem soll die Verkehrsströme groß- und kleinräumig steuern und den Parksuchverkehr minimieren und dabei auch die weiteren Skigebiete des Liftverbunds einbinden.

Badische Zeitung vom 8.11.2013
Badische Zeitung vom 9.11.2013

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