Die Agrarform der Zukunft: Bio

Badische Zeitung vom 4.3.11

Politischer Frühschoppen in Münstertal mit den Landtagsabgeordneten Bärbl Mielich und Reinhold Pix .
MÜNSTERTAL. Wenn die Themen „Landwirtschaft, Kulturlandschaft, Tourismus“ zur Diskussion gestellt werden – und das im Vorfeld der anstehenden Landtagswahl – dann ist das Münstertal zweifellos ein guter Schauplatz dafür. Das war sicher auch der Grundgedanke der Partei der Grünen im Kreisverband Breisgau-Hochschwarzwald, die zu einem Frühschoppen ins Gasthaus „Belchenblick“ nach Münstertal eingeladen hatten.
Als Gesprächs- und Informationspartner waren die beiden Landtagsabgeordneten Bärbl Mielich aus Pfaffenweiler und Reinhold Pix aus Ihringen vor Ort, die erneut um einen Sitz im Landtag kandidieren.

Landwirtschaft, Kulturlandschaft, Tourismus – wie geht das unter einen Hut? Darauf versuchten die beiden Abgeordneten eine Antwort zu geben, nicht nur, aber auch für die Region direkt vor Ort, also das Münstertal und den Schwarzwald.

Die 58-jährige Sozialpädagogin Bärbl Mielich, die als Grünen-Abgeordnete in ihrem Wahlkreis 48 Breisgau gewissermaßen Hausrecht genoss, eröffnete das Treffen zur späten Vormittagsstunde. Noch nie sei die Chance auf einen politischen Wechsel in Stuttgart so groß gewesen wie jetzt, meinte die Abgeordnete, die vor fünf Jahren in den Landtag gewählt worden war.

Die Umweltthematik gab sie weiter an ihren Kollegen Reinhold Pix. Der 55-jährige Öko-Winzer aus der Kaiserstuhlgemeinde Ihringen – als ein Mann der Praxis – sieht „die Stärke unserer Region in dem großen Potenzial seiner Natur- und Kulturlandschaft“. Als landwirtschaftliche Nutzgebiete, Erholungsräume und Reservoirs der biologischen Vielfalt enthalten sie ein enormes volkswirtschaftliches Kapital, so Pix, der seit fünf Jahren im Wahlreis 46 (Freiburg I) die Grünen im Landesparlament vertritt. Der Landwirtschaft komme beim Erhalt und der Pflege der Landschaft ein entscheidender Stellenwert zu. Eine gesicherte Zukunft der Landwirtschaft im Münstertal sieht Pix untrennbar verbunden mit der Landschaftsoffenhaltung und mit einer positiven Weiterentwicklung im Fremdenverkehrsbereich. Hier sieht Pix die tragenden Säulen in der Gastronomie und der Hotellerie, in einer nachhaltigen Höhenlandwirtschaft mit ihrer Vielfalt an Naturschönheiten und einem schützenswerten Wander- und Erlebnistourismus.

Bezüglich der finanziellen Unterstützung der Landwirtschaft werden die Weichen in Brüssel für die Jahre 2014 bis 2020 neu gestellt, so Pix. Heute hängen in Baden-Württemberg die Hälfte der Landwirtschaftsbetriebe „am Zuschusstropf“, teils über Direktzahlungen, teils über Ausgleichszahlungen (für benachteiligte Gebiete wie die Höhenlandwirtschaft) und teils über Umweltzulagen (beim Wald). Der Zwang zur Betriebserweiterung müsse weg, forderte Pix, allein schon aus naturbedingten topografischen Gründen. Der Landwirt im Münstertal ist Milchviehbauer, war sich Pix mit den anwesenden Landwirten einig. Im Schwarzwald müsse das Prinzip „Klasse statt Masse“ gelten und bei der Umstellung auf Bio-Betriebe und auf der Basis von Weidewirtschaft und natürlicher Fütterung der Weg zu Premiumprodukten beschritten werden bis hin zum „Feinkostladen Baden-Württemberg“, sagte er.

In der Diskussion lebhaft behandelte Themen waren unter anderem die „Vermaisung“ auf dem flachen Land und der inzwischen schon vielfach praktizierte Fruchtfolgewechsel (wie er schon im Mittealter praktiziert wurde), das Problem der Streuobstwiesen (in 20 Jahren halbiert), die Gentechnik und die Massentierhaltung, die Bio-Milch und der Weinbau. „Die Agrarform der Zukunft wird Bio sein“, ist sich Öko-Winzer Reinhold Pix sicher, der von der Politik für den Bauernstand im Land klare Rahmenbedingungen fordert für mehr Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit.

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