BZ vom 28.02.11
Der grüne Landtagsabgeordnete und Winzer Reinhold Pix spricht in Grafenhausen über Klimawandel und Agrarpolitik .
KAPPEL-GRAFENHAUSEN (has). Ein weites Feld hat der Grünen-Landtagsabgeordnete und Winzer Reinhold Pix aus Ihringen bei seinem Wahlkampfauftritt am vergangenen Freitag in kleiner Runde in Jörgers Grafenhof beackert. Am Anfang hat der Klimawandel und dessen Auswirkungen auf den Weinbau gestanden, am Schluss der Aufruf an die Verbraucher, regional, saisonal und am besten möglichst direkt beim Erzeuger einzukaufen. Auf diese Weise könnte jeder dazu beitragen, die vielfältigen und kleinräumigen landwirtschaftlichen Strukturen im Ländle zu erhalten.
Reinhold Pix begann sehr persönlich und kam über seinen Lebenslauf (aufgewachsen in Stuttgart, Studium der Forstwissenschaft in Freiburg, Gründung einer Landwirtschaft in Ihringen am Kaiserstuhl, seit 25 Jahren Biolandbetrieb im Weinbau) zum Klimawandel und wie sehr dieser seinen Reben zusetze. Der Mann, der für seine Fraktion auch als Verbraucherpolitischer Sprecher tätig ist, bestätigte aus eigener Erfahrung die Phänomene und Veränderungen, die bezüglich des Klimawandels immer wieder genannt werden: Zunahme der Wetterextreme, Zunahme der Sonneneinstrahlung und der Feuchte, Zunahme an Hagelschäden. Die Folge: „Seit zehn Jahren habe ich Probleme mit Essigfäule in nicht geahntem Ausmaß.“ Sorgenfalten trieben ihm auch die Pläne der EU auf die Stirn, den Anbaustopp, der seit dem Jahr 1975 den Weinbau auf steilere Lagen begrenzt, auslaufen zu lassen: „Das wird unsere Landschaft gewaltig verändern. Ein ungeheurer Verdrängungswettbewerb wird einsetzen.“
Völlig unverständlich ist für den Winzer Pix die Streichung der Zuschüsse für die Pheromonfallen bei der Schädlingsbekämpfung: „Ein etabliertes Mittel, das funktioniert hat, wird aus Geldmangel einfach gestrichen.“ Gastgeber Dieter Jörger pflichtete ihm in diesem Punkt voll bei und eröffnete damit die Diskussion, in der von einem anderen Winzer auch das Flämmen von Böschungen angesprochen wurde. Pix outete sich als „glühender Verfechter des kontrollierten Flämmens“ und betonte, dass das Problem dabei die schwarzen Schafe seien, von denen es einige gebe. Weil das nicht immer richtig gemacht worden sei, müsse der Landwirt jetzt genau Protokoll führen und die Aktion ins Rathaus melden. Wo es zu Problemen komme – zum Beispiel mit Naturschutzverbänden – riet Pix zur Einbindung, zu Kompromissen und zu Gemeinschaftsaktionen.
Zum Ende der regen Diskussion kam in Reinhold Pix der Verbraucherpolitische Sprecher durch und auch ein wenig der Wahlkämpfer. „Wollen wir Masse oder wollen wir Klasse?“ fragte Pix rhetorisch in die Runde und gab zugleich die Antwort: „Masse schaffen wir doch gar nicht in Baden-Württemberg.“ Darauf erntete er den Einwurf eines Winzers: „Aber der Verbraucher muss es wollen und auch bezahlen.“ Der Winzer berichtete von einer Umfrage unter Verbrauchern, wie viele bereit seien, für eine Flasche Wein über fünf Euro auszugeben. Die Antwort: unter zwei Prozent. Da war man sich einig: Damit Verbraucher über ihr Einkaufsverhalten die landwirtschaftlichen Strukturen erhalten können, für dieses Bewusstsein müsse noch viel getan werden.
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