Schwarzwälder-Bote, 07.12.2010
Hochschwarzwald für viele unattraktiv
Von Rainer Bombardi Löffingen. Ärztemangel, Kliniksterben und Pflegenotstand im Hochschwarzwald waren die Themen einer Podiumsdiskussion, die mehr als zwei Dutzend Interessierte in die Tourist-Info führte.Eingeladen hatte die Kreispartei von Bündnis 90/Die Grünen. Sie hatten Reinhold Pix, den Verbraucherpolitischen Sprecher der Landtagsfraktion, als Diskussionsleiter gewonnen. Die Gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Bärbl Mielich, präsentierte den Anwesenden die Strategie einer neuen Gesundheitspolitik. In Zeiten des demografischen Wandels sei der ländliche Raum besonders stark von Veränderungen im allgemeinmedizinischen Bereich betroffen. Dieses werde sich in Zukunft weiter verschärfen, wenn nicht zeitnah gegengesteuert werde. Und zwar so: Mit der Einrichtung professionell geführter Gesundheitszentren, einer Verzahnung von stationärem und ambulantem Gesundheitswesen oder einer qualifizierten und akademisierten Pflege.
Eine Attraktivitätssteigerung der Arztpraxis auf dem Land beabsichtigt Mielich mit einem Rotationssystem oder der Einrichtung von Notfallpraxen während der Nacht. Den Ärzten solle in den ersten Berufsjahren mit einer Umsatzgarantie der ländliche Raum schmackhaft gemacht werden.
Bürgermeister Norbert Brugger präsentierte Löffingen als eine Kleinstadt, die in den vergangenen Jahren einiges hinsichtlich einer Verbesserung ihrer Standortfaktoren im medizinisch-pflegerischen Bereich unternommen habe. Altenheim, Sozialstation, DRK oder ein kleines Ärztehaus seien erfolgreich eingerichtet. Zudem habe der Bürgermeistersprengel im Hochschwarzwald die Problematik in seinen jüngsten Treffen thematisiert.
Der Allgemeinmediziner Götz Mischke bezeichnete den befürchteten Ärztemangel im Hochschwarzwald als eine Folge der geringen Attraktivität. Er plädierte dafür, die Hebel bei der Bürokratie, der 70-Stunden-Woche oder einer vergleichbaren Bezahlung aller Ärzte anzusetzen. Der Löffinger Achim Gauger, Leiter der Sozialstation Hochschwarzwald, führt den Pflegenotstand auf miserable Bedingungen im wirtschaftlichen und akademischen Bereich zurück.
Mischke sprach sich gegen eine weitere Privatisierung und unterbezahltes Pflegepersonal aus. Er lobte Löffingen für seine Bemühungen, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Pflege, Medizin und Verwaltung zu fördern. Das Netzwerk im geriatrischen Bereich haben sich die Hochschwarzwaldgemeinden hart erarbeitet. Gauger zeigte sich enttäuscht über das geringe politische Interesse an einer effektiven Palliativbehandlung oder der Gründung von Pflegestützpunkten. Er schlug vor, den Pflegedienstleitern die Erlaubnis zu erteilen, in ihrem Bereich Rezepte ausstellen zu dürfen. Dies entlaste das System und die unendliche Bürokratie. Von einem Euro Leistung seien mittlerweile 50 Cent Bürokratie.
Die freiberufliche Hebamme Susanne Rebholz zeigte die Missstände in ihrem Berufsfeld auf, das akut vom Aussterben bedroht sei. In der Folge prophezeite sie unkalkulierbare Kosten, die da auf das Gesundheitssystem zukämen.
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